Dienstag, 1. Januar 2008

Was kostet die Welt...


Umperlte Urlaubserinnerungen (ok, teilweise schon länger her): 20 Pence und 1 Schilling

Und wenn wir schon gerade beim Thema "Reisen" sind, hier eine kleine Geschichte aus 2007:

Tagebuch einer Reiseperle oder ein fast perfektes Perlenwochenende (warum „fast“? Na, zu kurz natürlich!)

Donnerstag Nachmittag im Büro:
Telefongebimmel, unbekannte Nummer im Display, wer will denn heute noch was?
„Tag, hier Landgericht Gedönsrat, sie hätten doch am Montag einen Termin bei uns. Sind Sie traurig, wenn der ausfällt?“
„Äh, nööö…“ antworte ich lahm. „kann ich das noch schriftlich haben?“
„Klar, fax ich gleich durch. Schönen Nachmittag noch.“
Na super! Dabei hatte ich diesen Kurzurlaub in Berlin doch um diesem blöden Termin rumgeplant wg. Kostenersparnis und so. Und jetzt fällt das aus! Mist! Doppelmist! Schon alles geplant und nu?
Ganz geknickt fahre ich nach Hause und erzähle meinem Mann meinen Jammer. Der reagiert ganz cool:
„Tja, dann zahlst du den Flug halt selbst, nimmst am Montag noch frei und hast einen Tag mehr, ist doch auch nicht so schlimm, hast ja eh’ noch einen Billigflug erwischt, oder?“
Ach, wenn ich ihn nicht schon lieben würde, dann jetzt ganz bestimmt! (Na ja, wahrscheinlich hat er kurz in Gedanken die anderen Möglichkeiten erwogen und wollte nicht ein ganzes Wochenende mit einem übel gelaunten Oger-Weib verbringen)

Freitag:
Alles mit den Kollegen und dem Chef glattgezogen, das Wochenende kann kommen. Ich freu mich und disponiere im Geiste schon meine Einkaufstour um, hab ja jetzt mehr Zeit, gell!
Bis 1 Uhr sitze ich wieder mal vor dem Computer, noch unbedingt ein Muster ausdrucken, letzte Bestellwünsche von Andrea angucken, Bestand kontrollieren, Adressen raussuchen, mit Gite und Kerstin pn-en…
„Packst du langsam mal deinen Koffer? Es ist schon 1 Uhr vorbei!“
Ok, wenn es sein muss. Wieder mal typisch ich: Mitten in der Nacht, noch keine Unterhose im Koffer, dafür alle Mails gelesen.

Samstag:
Ich habe fast nicht geschlafen und bin früh aufgewacht, wir kommen also ohne Hetze pünktlich am Flughafen an. Ich stelle mich nach dem Einchecken an der Durchleuchte- und Fummeleinheit an. Direkt vor mir Mr. Wichtig, sein Blackberry klingelt, gerade als er an der Reihe ist. Er nimmt den Anruf an, öffnet gleichzeitig einhändig den Aktenkoffer um den Laptop rauszunehmen, schlängelt sich mühsam aus dem Sakko und wechselt dabei akrobatisch einwandfrei auch noch das Handy von einer Hand in die andere, ohne jemals weiter als 5 Zentimeter vom Ohr entfernt zu sein. Ich bin geneigt, Szenenapplaus zu geben!
Die Jungs vom BGS sind anderer Meinung. Einer nimmt ihm kurzerhand das Handy aus der Hand, sagt zu dem Anrufer etwas in der Art, dass er mal ein paar Sekunden warten soll. Er legt das Ding auf die andere Seite der Kontrollkabine und fordert Mr. Wichtig unmissverständlich auf, jetzt den Verkehr nicht mehr aufzuhalten. Klar, dass der Rest der Schlange sich einen grinst. Mr. Wichtig bekommt leicht rosafarbene Ohren, sammelt nach der Kontrolle seinen Kram und sein letztes bisschen Würde auf und hastet zu seinem Gate. Mein Kater würde sich in dieser Situation wohl einfach putzen.

Ich komme pünktlich in Berlin an, gondle mit Bus und S-Bahn zum Hotel, packe kurz aus und lege erstmal eine halbe Stunde die Beine hoch. So, auf geht’s beim Schichtl! Rucksack umgepackt, wieder los in die S-Bahn und Richtung Hacke’scher Markt. Hier findet gerade ein kleiner Markt statt, ich kaufe für meine Freundin eine tolle Haarnadel. Die Verkäuferin fragt, wo ich denn herkäme. Ach, Köln, aha, da hätte sie heute schon mal Kunden gehabt. Nehm’ ich mal so zur Kenntnis, die erzählen ja manchmal viel.

Einige Minuten später komme ich bei Pearls Planet an, Kerstin steht schon in der Tür. Sie hatte wohl Angst, ich finde nicht hin, aber ich konnte die Perlen schon aus einiger Entfernung riechen…Bei der Begrüßungsrunde hab ich irgendwas Irritierendes im Augenwinkel. Hier stimmt was nicht. Ich komm schon noch drauf.
„Hi, ich bin die Reni…“
Ich bin völlig perplex! Na, die Überraschung ist gelungen. Dachte mir doch gleich, das sind Gesichter, die ich von woanders her kenne. Reni und Ulla sind heute Nacht von Bergheim aus mit dem Auto los und bleiben bis Sonntag. Es stellt sich übrigens raus, dass die beiden tatsächlich die Kölner Kunden an dem Schmuckstand waren.
Die nächsten Stunden verbringen wir mit rumperlen, quatschen, einkaufen, wieder erzählen, wieder einkaufen (na ja, besonders ich.)
Ich fühle mich wie bei einem Buffet: Ich schlendere durch den Laden, bewaffnet mit meiner kleinen Schere, schnipsle hier einen Strang Perlen vom Haken und dort, sammle einige Delica-Röhrchen ein. Setz mich wieder hin, mache später noch eine Runde. Schnipple noch ein paar Stränge ab. Gucke vor die Ladentür, da gibt’s Muscheln und größere Lampenperlen. Am Boden stehen auch noch Kisten. Im Hinterzimmer noch ein paar Pyramiden. Stäbchen könnte ich auch mitnehmen. Vitrine angucken, den Goldarmreif und das Oo-Dingens-Cuff bewundern. Ach ja, wat schööön!
Wir amüsieren uns über Inhes Perlen-Aufbewahrungsbehältnisse (wo is’n hier das Batteriefach?? Kerstin, hast Du schon das Foto eingestellt?), bewundern gegenseitig unsere Werke, geben uns Tipps, diskutieren Farb- und Materialzusammenstellungen, also einfach ein toller Nachmittag.

Irgendwann, so gegen 7 Uhr, löst sich die Runde allmählich auf. Radek ist glaube ich etwas geplättet. Nach dem groben Aufräumen geht Kerstin mit mir noch Essen, wir bekakeln alle möglichen Mädelssachen und amüsieren uns. Später fährt sie mich netterweise noch mit dem Auto bis vor die Hoteltür. Das ist ein Service! (übrigens, ich habe die Kreuzung noch mal bei Tageslicht angeguckt, du hättest eh’ nicht früher abbiegen können). Ich falle erschöpft aufs Sofa, sichte meine Schätze und falle dann bald ins Bett.

Sonntag:
Ausschlafen, gemütlich frühstücken, ich telefoniere mich mit Gite zusammen. Wir treffen uns am frühen Nachmittag auf dem Trödelmarkt an der Straße des 17. Juni.
„Wie wollen wir uns erkennen?“
„Ich habe meine blaue Blütenkugelkette an“
„Und ich eine rote Wuschelkette und passende Ohrringe.“
Klappt wunderbar, wir luren beide fremden Leuten auf den Hals und erkennen uns prompt.
Ich habe schon einen halben ersten Durchlauf hinter mir und an einem Stand etliche Päckchen Perlen eingekauft. Er hatte nicht viele brauchbare Sorten, aber einige waren ganz ordentlich. Wir stöbern intensiv an einem Knopfstand. Doch, nette Sachen dabei, Gite kauft auch etwas Garn. Irgendwann landen wir wieder an dem bewussten Perlenstand. Der Verkäufer kommt mir entgegengestürzt und haut mich an, ob ich meine Kette gegen seine Perlen tauschen würde. Ich verlange 100 €, er bietet Perlen im Gegenwert von 50, 60,80, ok, 100 €, letztes Angebot. Nützt nix, wir wollen von seinen Perlen nicht mehr so viel, ist einfach nichts Ordentliches mehr dabei. Tja, er will kein Bargeld rausrücken, dann kommen wir halt nicht ins Geschäft.

Nach unserem Rundgang setzen wir uns noch in die Bar eines benachbarten Hotels, bestellen uns eine Latte Macchiato und breiten unsere Beute auf dem Tisch aus. Ha, schöne Knöpfe, größere zum umperlen und kleine für Verschlüsse. Und die Perlen sind nicht schlecht, viel drin (Gite wiegt zuhause nach, 200g!!), wenn wir jetzt Tütchen hätten, könnten wir teilen. Blöd. (Merke: eine ordentliche Perle geht nicht ohne kleine Zip-Locks aus dem Haus!). Ha, Idee! Wir schlitzen die Tüten der Garnrollen vorsichtig an der Schweißnaht auf, füllen unter Gegacker die Perlen um (den Konfektteller drunter, damit nix daneben geht), betteln von der Bedienung den Klebebandroller zum zufriemeln. Gut, dass uns praktisch niemand zuguckt…Aber, auch ein schöner Nachmittag geht mal zu Ende, wir verabschieden uns, Gite muss nach Hause. War auch total nett von ihr, extra den halb eingeräumten neuen Schrank stehen zu lassen und stattdessen mit einer wildfremden Perle über den Trödelmarkt zu latschen.

Ich beschließe, den angefangenen Abend im IMAX-Kino (am Potsdamer Platz, 3D-Kino, sehenswert!) fortzusetzen. Es kommt ein Dinosaurier-Film. Er beginnt mit Aufnahmen aus dem Ultraleicht-Flieger über einen Canyon in Patagonien. Der Mitflieg-Effekt stellt sich wie immer sofort ein, ich hätte vielleicht doch vorher nichts mehr essen sollen. Egal, was bezahlt ist, bleibt drin! Später im Hotel muss ich zur Beruhigung noch ein paar Zentimeter an einer Kette häkeln. Gut, dass ich zuhause noch eine aufgefädelt hatte.

Montag:
Ausschlafen, noch mal gemütlich das Frühstücksbuffet plündern. Kerstin und Radek waren ja am Sonntag in Tschechien zum Einkaufen. Soll ich noch mal hin? Nö, besser nicht, das kann nur in einer Katastrophe enden. Stattdessen befolge ich einen Tipp von Kerstin und fahre zur S-Bahn-Haltestelle Storkower Str. und kaufe dort in einem Bastelgeschäft Nylbond. Gibt es bei uns ja nicht. Ich habe es auf alle Fälle noch nicht gefunden. Dann auf der Ringlinie wieder retour zum Rathaus Steglitz, noch ein Stück mit dem Bus zur Basteloase Westphal. Es folgt ein mittelgroßer Kaufrausch mit Stenboden, ein paar Delicas finden auch noch den Weg in den Einkaufskorb. Jetzt ist aber gut! Den Rest des Tages verbringe ich in Ku’dammnähe, KaDeWe (bei Idee lassen sie gerade das Nylbond auslaufen und verkaufen den Rest zum halben Preis, sind aber nur noch wenige Farben), zum Nachmittagskaffee gibt’s das obligatorische Eis im Mövenpick im Europacenter.

Irgendwann ist es Zeit für den Flughafen. Bei der Handgepäckkontrolle gibt’s eine kleine Überraschung: Die Delica-Tubes sehen auf dem Bild wohl verdächtig aus. Ich darf alles auspacken und erst als die Perlen tatsächlich als Perlen identifiziert sind, sind die BGS-Leute zufrieden.
Der Flieger hat eine Stunde Verspätung, egal, irgendwann bin ich zuhause, wir hauen uns noch was Leckeres zu Essen hinter die Kiemen. Als mein Schatz mal kurz aufs Örtchen geht, hole ich blitzschnell meine geschätzten 4 Kilo Perlen aus Rucksack und Koffer und lasse sie unauffällig in meinem Perlenschrank verschwinden. Jetzt kann ich endlich offiziell auspacken.

Ach ja, es ist vorbei! Es war ein Super-Wochenende und richtig toll! Speziellen Dank noch mal an Kerstin und Gite für die „Einzelbetreuung“, Ihr seid echt Spitze!

1 Kommentar:

Ricki hat gesagt…

Martina, was soll ich schreiben...einfach nur schöööööööööööön!!
Eine wahre Schatzkiste!
Liebe Grüsse Ricki