Vonny kam zu Pfingsten 2003 in unseren Haushalt, in unsere
Familie. Zusammen mit ihrem Kumpel Ramon
hatten wir sie im Tierheim Helenenhof in Hürth gesehen. Ein merkwürdiges
Pärchen: er, der mächtig große Tigerkater mit den abenteuerlich ausgefransten
Ohrenspitzen und sie, das zierliche Räderkatzenmädchen mit dem hübschen, weißen
Latz. Beide hatten sich auf der obersten Plattform des deckenhohen Kratzbaums
verschanzt, damit auch ja niemand an sie rankam. Ich höre noch heute die Worte
der netten Tierheimmitarbeiterin, Biggi: Die beiden sind Spezialfälle, echt was für
erfahrene und geduldige Katzenbesitzer. Beide ehemalige Streuner, er auf einem
Fabrikgelände eingefangen und sie in einer Mülltonne gefunden, mehr Parasiten
als Eigengewicht. Sie haben sich hier angefreundet und wir würden sie gerne
gemeinsam abgeben.
Tja, was soll ich sagen, nach dieser Ansprache hing Werner,
mein Mann, sofort am Haken. Auf dem Heimweg (im Helenenhof bekommt man nie
Tiere sofort vermittelt, die verlangen vernünftigerweise immer mehrere
Besuche), waren wir dann auch in nullkommanix nicht mehr am Überlegen, ob diese
beiden oder noch weiter umgucken, sondern schon beim „wie könnten wir unser
Wohnzimmer umräumen, um es den beiden Schüchterlingen bequem zu machen“
angekommen. Folglich liefen wir einige Tage später mit Fotos vom Kratzbaum
und dem übrigen Wohnzimmer wieder im Helenenhof auf und brachten die „Adoption“ erfolgreich zum
Abschluss. Die sich anschließende wilde
Einfangaktion bereitete uns ein wenig auf die folgenden Wochen vor. Wie vorausgesagt, taten sich die beiden Wilden schwer, Vertrauen zu uns Menschen zu fassen. Die ersten Wochen lebten sie hinter dem Sofa bzw. in der Schublade unter dem Bett, die bis zum Schluss der liebste Zufluchtsort war. Anfassen ging überhaupt nicht und allmählich machten wir uns Sorgen, war wir im Fall einer Krankheit tun sollten. Irgendwann im Herbst kam der große Moment und Ramon ließ sich zum ersten Mal streicheln. Toll!!
Bei Vonny dauerte das noch einige Jahre. Irgendwann, ich meine 2008, verschenkte sie von einem Tag auf den anderen ihr kleines Katzenherz an Werner. Sie kuschelte sich in seine Arme, strich ihm um den Bart und schlief auf dem Sofa, selig in seine Kniekehlen gerollt. Ich konnte nur etwas eifersüchtig zugucken, mich ignorierte die Dame immer noch.
Als Werner 2009 starb, ging wohl auch für sie ihre kleine
Katzenwelt unter. Ich konnte ihr ja nicht erklären, warum er einfach weg war.
Sie hat sich dann wieder enger an den Kater angeschlossen, bis der dann 2012
auch starb.
Ab da ging es dann flott voran, sie liebte Streicheln und Ohrenknubbeln und am liebsten mochte sie Bürsten mit der feinen Drahtbürste. Irgendwann lernte sie auf ihre alten Tage sogar noch, wie man schnurrt. Und es gab sogar die Gelegenheiten, bei denen sie der Katzensitterin um die Beine strich. Wer hätte das jemals gedacht!
Wir sind einen weiten Weg miteinander gegangen, nun muss ich
alleine weitergehen. Servus, meine Süße, ich werde dich vermissen.