Freitag, 18. Oktober 2013

Ciao, Bambina!

Heute Abend ist Vonny, mein kleines Katzen-Ömchen, über die Regenbogenbrücke gegangen.  Ich bin sehr traurig. Es kam nicht überraschend, es ging ihr schon eine Weile nicht sehr gut. Sie war sehr alt und gebrechlich geworden in den letzten Monaten. Trotzdem, wenn es dann soweit ist, bricht es einem fast das Herz.



Vonny kam zu Pfingsten 2003 in unseren Haushalt, in unsere Familie. Zusammen mit ihrem Kumpel Ramon hatten wir sie im Tierheim Helenenhof in Hürth gesehen. Ein merkwürdiges Pärchen: er, der mächtig große Tigerkater mit den abenteuerlich ausgefransten Ohrenspitzen und sie, das zierliche Räderkatzenmädchen mit dem hübschen, weißen Latz. Beide hatten sich auf der obersten Plattform des deckenhohen Kratzbaums verschanzt, damit auch ja niemand an sie rankam. Ich höre noch heute die Worte der netten Tierheimmitarbeiterin, Biggi:  Die beiden sind Spezialfälle, echt was für erfahrene und geduldige Katzenbesitzer. Beide ehemalige Streuner, er auf einem Fabrikgelände eingefangen und sie in einer Mülltonne gefunden, mehr Parasiten als Eigengewicht. Sie haben sich hier angefreundet und wir würden sie gerne gemeinsam abgeben.
Tja, was soll ich sagen, nach dieser Ansprache hing Werner, mein Mann, sofort am Haken. Auf dem Heimweg (im Helenenhof bekommt man nie Tiere sofort vermittelt, die verlangen vernünftigerweise immer mehrere Besuche), waren wir dann auch in nullkommanix nicht mehr am Überlegen, ob diese beiden oder noch weiter umgucken, sondern schon beim „wie könnten wir unser Wohnzimmer umräumen, um es den beiden Schüchterlingen bequem zu machen“ angekommen. Folglich liefen wir einige Tage später mit Fotos vom Kratzbaum und dem übrigen Wohnzimmer wieder im Helenenhof auf und brachten die „Adoption“ erfolgreich zum Abschluss.  Die sich anschließende wilde Einfangaktion bereitete uns ein wenig auf die folgenden Wochen vor.

Wie vorausgesagt, taten sich die beiden Wilden schwer, Vertrauen zu uns Menschen zu fassen. Die ersten Wochen lebten sie hinter dem Sofa bzw. in der Schublade unter dem Bett, die bis zum Schluss der liebste Zufluchtsort war. Anfassen ging überhaupt nicht und allmählich machten wir uns Sorgen, war wir im Fall einer Krankheit tun sollten. Irgendwann im Herbst kam der große Moment und Ramon ließ sich zum ersten Mal streicheln. Toll!!

Bei Vonny dauerte das noch einige Jahre. Irgendwann, ich meine 2008, verschenkte sie von einem Tag auf den anderen ihr kleines Katzenherz an Werner. Sie kuschelte sich in seine Arme, strich ihm um den Bart und schlief auf dem Sofa, selig in seine Kniekehlen gerollt. Ich konnte nur etwas eifersüchtig zugucken, mich ignorierte die Dame immer noch.

Als Werner 2009 starb, ging wohl auch für sie ihre kleine Katzenwelt unter. Ich konnte ihr ja nicht erklären, warum er einfach weg war. Sie hat sich dann wieder enger an den Kater angeschlossen, bis der dann 2012 auch starb.
 
Tja, da waren wir nun und versuchten, unser Verhältnis neu zu ordnen. Nach Monaten bemerkte ich vorsichtige Annäherung: Sie setzte sich abends in meine Nähe, immer näher, nach einer Woche direkt neben mich (ohne anfassen, natürlich!). Irgendwann war es dann soweit: Ich spürte nachts im Bett auf einmal einen winzigen Plumps (2 Kilo Katze merkt man ja fast nicht), sie war aufs Bett gesprungen. Wir verharrten beide atemlos vor Aufregung für einige Sekunden, dann verdünnisierte sie sich wieder. Das ging noch einige Male so, dann wagte sie sich auf Streichelreichweite heran und ich durfte ihr ganz vorsichtig über den Kopf streichen. Mann, was für ein Moment! Ich musste echt  heulen!

Ab da ging es dann flott voran, sie liebte Streicheln und Ohrenknubbeln und am liebsten mochte sie Bürsten mit der feinen Drahtbürste. Irgendwann lernte sie auf ihre alten Tage sogar noch, wie man schnurrt. Und es gab sogar die Gelegenheiten, bei denen sie der Katzensitterin um die Beine strich. Wer hätte das jemals gedacht!  

Wir sind einen weiten Weg miteinander gegangen, nun muss ich alleine weitergehen. Servus, meine Süße, ich werde dich vermissen.